Realitäts-Check!

Ethnische* Herkunft & Religion

„Diese Südamerikanerinnen sind immer so temperamentvoll!“

„Die Heißblütigkeit ist Teil ihrer Kultur!“

„Der Islam gehört nicht zu Deutschland!“

„Schwarze Spieler sind immer athletisch stark!“

„Die kommt aus einer Ausländerfamilie.“

„Juden können gut
mit Geld umgehen“

„Der wechselt zwischen
den Clubs wie ein Zig*****.“

Quellen: Zitate aus diversen Fußballstadien und Vereinen

Pfeil Warum wir darüber sprechen?

2019 besaßen laut dem Statistischen Bundesamt 21,20 Millionen Menschen in Deutschland eine familiäre Migrationsgeschichte, Tendenz seit Jahren steigend. Das sind über 26% der Gesamtbevölkerung. Etwas mehr als die Hälfte von ihnen hat die deutsche Staatsbürgerschaft. Die meisten Familien und Personen sind aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, der Türkei oder arabischen Staaten eingewandert. Zudem leben laut Schätzungen 225.000 Jüdinnen und Juden in Deutschland. Über Rom*nja und Sinti*zze wiederum wird keine Statistik erhoben, allerdings wird ihre Zahl auf 70.000-150.000 Personen geschätzt.

Obwohl Rechtsextreme und Rechtspopulist*innen gegen diese Vielfalt vorgehen, zeigt die Realität: Deutschland ist ein Ort vieler verschiedener Kulturen, Religionen und Identitäten – und das nicht erst seit gestern! Die Geschichten von Schwarzen Deutschen, Rom*nja und Sinti*zze sowie Jüdinnen und Juden in Deutschland reichen sogar mehrere Jahrhunderte zurück. Auch der Nationalsozialismus hat es trotz seiner rassistischen und antisemitischen Ideologie nicht geschafft, diese Vielfalt zu vernichten.

Diskriminierungen wegen der ethnischen Herkunft, Religionen oder Weltanschauungen haben eine lange Geschichte in Deutschland. Viele negative Begriffe haben sich etabliert. Mit ihnen gehen viele pauschale und abwertende Vorstellungen einher. Dies ist selbst dann der Fall, wenn eine Gruppe nicht in rabiater Weise verleumdet wird, sondern vermeintlich „positiv“ gemeinte Eigenschaften zugeschrieben werden. Denn ihr Sinn bleibt stigmatisierend, pauschalisierend und letztlich diskriminierend. Entsprechenden Aussagen finden sich auf allen Ebenen des Fußballs – von den Amateuren bis zu den Profis.

Pfeil Häufigste Diskriminierungsformen

Rassismus

Rassismus ist die Abwertung und Ausgrenzung von Menschen aufgrund von tatsächlichen oder angenommenen Merkmalen wie Hautfarbe, Nationalität, Religion und bzw. oder Kultur.

Der klassische Rassismus ist in der Kolonialzeit entstanden und besagt im Kern, menschliche „Rassen“ seien naturgegeben und einige dabei mehr wert als andere. Heute drückt sich Rassismus etwas subtiler aus und bezieht sich häufig auf weniger streitbare Begriffe wie „Kultur“. Doch auch diese angepasste Form des Rassismus behauptet und hierarchisiert die Existenz homogener Gruppen, Bevölkerungen oder Nationen. Konkret bedeutet dies: Der rassistischen Vorstellung zufolge könnten nur weiße und christlich geprägte Menschen Deutsche sein, aber zum Beispiel keine in Deutschland lebenden Muslim*innen. Daran anschließend kann z.B. genauer unterschieden werden zwischen Rassismus, der sich gegen Muslim*innen richtet und solchem, der Schwarze Menschen abwertet.

Antisemitismus

Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen“ (IHRA-Definition).

So die Definition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA), welcher sich diverse Fußballclubs und -verbände angeschlossen haben. Ein weiterer Punkt ist, dass antisemitische Einstellungen oft mit Vorstellungen über jüdische (Welt-)Verschwörungen, Macht oder den finanziellen Einfluss von Jüdinnen und Juden verknüpft sind. Dieser Antisemitismus existiert unabhängig von deren realen Verhalten. Während der Rassismus primär als Abwertung und Kennzeichnung von „Fremden“ funktioniert, überhöht der Antisemitismus Jüdinnen und Juden in ihrer Stellung und kennzeichnet sie häufig als „Feind im Inneren“.

Antiziganismus

Antiziganismus richtet sich gegen Rom*nja und Sinti*zze, die abwertend und pauschalisierend unter dem Begriff „Zig*****“ zusammengefasst werden. Antiziganistische Stereotype behaupten, Mitglieder dieser Gruppen seien in den Bereichen Arbeit, Gesundheit und Wohnen durch eine vormoderne Lebensweise geprägt.

Demzufolge ist Antiziganismus oft mit Zuschreibungen wie “arbeitsscheu” verbunden und somit mit „Asozialität“ verknüpft. Manchmal romantisiert Antiziganismus auch bestimmte Lebensweisen, etwa in Sprichwörtern oder Liedern über das “wilde Abenteuerleben” und das ländliche Umherziehen. Die negative Zuschreibung bleibt dabei aber zentral. Der Begriff des Antiziganismus ist jedoch umstritten, manche Organisationen von Betroffenen verwenden stattdessen „Antiromaismus“ oder „Gadjé-Rassismus“

Info
Der Begriff „Ethnie“ ist kontrovers diskutiert. In der Alltagssprache wird „Ethnie“ häufig als politisch korrekte Bezeichnung für ältere, umstrittene bzw. zu meidende Begriffe wie „Stamm“, „Volk“ oder „Rasse“ verwendet. Dabei wurde angenommen, dass Menschen „natürlicherweise“ einer bestimmten Gruppe angehörten und in der Regel für immer angehören werden. Neue Auslegungen von „Ethnie“ gehen davon aus, dass Gruppen erst in sozialer Interaktion miteinander entstehen. Dies hat meist sprachliche, kulturelle, religiöse, politische oder geographische Merkmale als Grundlage. Bestimmte Merkmale werden dabei häufig besonders betont, andere vernachlässigt oder geleugnet.

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