Wie sag ich’s besser?

Geschlecht & sexuelle Orientierung

Pfeil Was immer hilft

Grundsätzlich ist es immer ratsam, zu hinterfragen, ob das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung für eine Aussage wirklich relevant ist. Könnte die Aussage aufgrund des Geschlechts unsachlich sein oder dieses Merkmal unnötig betonend erscheinen? Falls ja, dann lieber weglassen oder neutral formulieren.

PfeilBeispiele

rote Karte
Für Frauen haben die echt ganz gut gespielt.   
rote Karte„Die haben echt gut gespielt! “ Vergleiche von Frauen- und Männerfußball vermeiden
rote Karte
“Frauen-Mannschaft
rote Karte„Team, Frauen-Team, Team der Frauen “
Die Nutzung möglichst geschlechtsneutraler Begriffe (Team) statt einer männlich geprägten Formulierung (Mannschaft) unterstützt eine gendersensible Wahrnehmung.
rote Karte
“Was für ein schwuler Pass!
rote Karte„Boah, was ein mieses Zuspiel“
Die Gleichsetzung von Homosexualität mit Schwäche oder schlechter Leistung ist diskriminierend 
rote Karte
“Beim Frauenfußball sind das alles Lesben!
rote Karte „Homosexualität im Frauenfußball ist akzeptierter als im Männerfußball“
Wenn es im Kontext Sinn ergibt, die Geschichte von sexueller Vielfalt sichtbar zu machen, ist so eine Formulierung total okay. Wenn die sexuelle Identität aber nichts mit dem zu tun hat, was auf dem Platz passiert und dazu dient, den Fußball oder die Spielerinnen abzuwerten, ist die Aussage homofeindlich!
rote Karte
“XY möchte lieber ein Mädchen/Junge sein
rote Karte„XY fühlt/identifiziert sich als Junge“
Es ist nicht so, dass sich eine trans Person ihr Geschlecht eines Tages aussucht, sondern sich einfach damit identifiziert. Deswegen ist es auch sprachlich wichtig, präzise, unterstützend und verständnisvoll zu formulieren.
rote Karte
“XY hatte eine Geschlechtsumwandlung
rote Karte„XY hatte eine Geschlechtsangleichung oder Transition
Die betreffende Person ändert nicht einfach ihr Geschlecht, sondern sie passt es entsprechend ihres Empfindens (medizinisch) an.

PfeilGlossar zu Begriffen des Geschlechts und der sexuellen Orientierung

Heterosexuell:

Heterosexuelle Männer fühlen sich zu Frauen sexuell hingezogen; heterosexuelle Frauen fühlen sich zu Männern sexuell hingezogen.

Homosexuell:

Homosexuelle Menschen fühlen sich zu Menschen ihres eigenen Geschlechts sexuell hingezogen. Homosexuelle Frauen bezeichnen sich oft als lesbisch, homosexuelle Männer als schwul.

Bisexuell:

Bisexuelle Menschen fühlen sich zu mindestens zwei Geschlechtern hingezogen.

Queer:

Das Adjektiv queer ist ein Anglizismus und bezeichnet Personen, Handlungen oder Dinge, die durch den Ausdruck einer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von der gesellschaftlichen Heteronormativität abweichen.

Asexuell:

Asexuelle Menschen haben kein oder wenig Verlangen nach Sexualität mit anderen Menschen und empfinden keine oder wenig sexuelle Anziehung, können andere aber attraktiv finden oder auch das Bedürfnis nach körperlicher Zuneigung und Berührungen haben.

LSBTIQA (englisch LGBTIQA):

Bedeutet Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transgender, Intergeschlechtlich, Queer und Asexuell.

Pride:

Gay Pride oder auch LGBT-Pride ist ein Begriff, der aus der Lesben- und Schwulenbewegung stammt, um den selbstbewussten  und damit stolzen Umgang mit der eigenen sexuellen Identität zu beschreiben. Die Regenbogenflagge ist das gängigste Symbol für Pride.

Sex und Gender:

Kommt aus dem Englischen. Sex meint das biologische, aufgrund von Chromosomen, Hormonen und äußerlichen Geschlechtsmerkmalen zugewiesene Geschlecht. Gender bezeichnet das soziale und psychische Geschlecht, bezieht sich also auf die Geschlechtsidentität und die damit zusammenhängende gesellschaftlich geformte Geschlechterrolle. Sex und Gender müssen nicht übereinstimmen, sondern können auch verschieden sein.

Zweigeschlechtlichkeit (Binarität):

Unsere Gesellschaft ist zweigeschlechtlich organisiert, das heißt binär in Männer und Frauen aufgeteilt. Diese Zuteilung direkt nach der Geburt sorgt unter anderem dafür, dass wir mit jeweils unterschiedlichen Rollen und Erwartungen aufwachsen und uns diesen oftmals anpassen.

Heteronormativität:

Bezeichnet eine vorherrschende gesellschaftliche Norm, die davon ausgeht, dass sich jede Person mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifiziert und das jeweils andere Geschlecht begehrt. Das heteronormative Geschlechtermodell geht davon aus, dass Heterosexualität “normal” ist. Andere Aspekte der menschlichen Sexualität werden als abnormal angesehen und oft  als Störung oder Krankheit betrachtet.

Intergeschlechtlich:

Auch als drittes Geschlecht oder Geschlechtsoption bezeichnet. Meint Menschen, deren z. B. äußere Geschlechtsmerkmale, Hormone oder Chromosomen nicht in die binäre Geschlechterordnung passen. Über viele Jahrzehnte wurde dies gewaltsam operativ behandelt. Erst seit Ende 2018 gibt es für intergeschlechtliche Menschen einen Begriff im Personenstandsregister: divers. Intersexuell ist ein medizinisches Wort und eine Diagnose, weshalb der Begriff von vielen Menschen abgelehnt wird, da er suggeriert, dass Intergeschlechtlichkeit eine Krankheit sei. An intergeschlechtlichen Körpern ist nichts krank oder falsch.

Divers:

Bedeutet sich außerhalb der zweigeschlechtlichen Norm einzuordnen. Divers wird immer häufiger als weitere personenbezogene Auswahlmöglichkeit neben Mann oder Frau angeboten und seit 2018 können sich intergeschlechtliche Menschen mit divers im Personenstandsregister eintragen lassen. Dadurch ergeben sich auch rechtliche Verpflichtungen im Sinne des Grundgesetzes.

Nicht-binär:

Neben Menschen, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren, gibt es beispielsweise intergeschlechtliche oder non-binäre Personen, die sich weder mit Frau- noch mit Mannsein oder einer Geschlechtsidentität identifizieren können oder wollen.

Transgeschlechtlich:

Transgender sind Personen, die sich nicht – oder nicht nur – mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Transsexualität gilt in Deutschland als rechtlich korrekter Begriff, ist aber unpräzise, weil Trans-Sein nichts mit der Sexualität, sondern mit der Geschlechtsidentität zu tun hat. Viele Menschen verwenden deshalb den Begriff Transgeschlechtlichkeit oder einfach nur trans als Oberbegriff und transgender als Personenbezeichnung.

Cis:

Als cis können Menschen bezeichnet werden, die sich mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht identifizieren.

Gendersensible Sprache? Wie geht das und was soll das?

Viele Wege führen nach Rom, aber…

Pfeil Gendern – ein Überblick

Wichtig ist, dass die Form des Genderns kontextgebunden, konsequent, und einheitlich benutzt wird. Wünschenswert wäre ebenfalls, dass sich im Sinne der Akzeptanz und Barrierefreiheit (Zugänglichkeit für alle Menschen) – z. B. für Vorleseprogramme – langfristig eine Vorgehensweise durchsetzt.

Es gibt viele verschiedene Formen zu gendern: Das Binnen-I (ZuschauerInnen), den Schrägstrich (Zuschauer/innen), den Unterstrich / Gender-Gap (Zuschauer_innen), das Sternchen (Zuschauer*innen) und den Doppelpunkt (Zuschauer:innen). Manche Formen, wie das Binnen-I, der Schrägstrich oder auch der Unterstrich, wurden inzwischen von anderen Formen abgelöst, weil sie als weniger inklusiv gelten.

Der Doppelpunkt ist verhältnismäßig neu, wird aber auch kontrovers diskutiert. Sprachausgabe-Programme lesen den Doppelpunkt oftmals automatisch als Pause. Das Zeichen erscheint somit vermeintlich barriereärmer, was so pauschal aber nicht stimmt. Viele sehbehinderte Menschen haben sich bereits an den Genderstern gewöhnt und befürworten diesen in der Mehrheit eindeutig gegenüber anderen Genderzeichen (vgl. Deutscher Blinden und Sehbehindertenverband DBSV, Aktion Mensch, BFIT-Bund, 2021). Zudem scheint der Doppelpunkt ungeeignet, das Gendern jenseits zweier Geschlechter zu ermöglichen: Er legt die Betonung auf das, was folgt – die weibliche Subjektform

Pfeil Vorgeschlagene Formen

1. Genderzeichen: Zuschauer*innen 

2. Geschlechtsneutrale Form: Zuschauende / Das Publikum 

3. Binäre Form -> Zuschauerinnen und Zuschauer 

Empfehlung:

Schreiben: Grundsätzlich ist unter den Genderzeichen der Stern* zu empfehlen, weil diese Variante alle Geschlechter einbezieht und sichtbar macht. Hilfreich ist der Übersichtlichkeit halber, wo alternativ möglich, geschlechtsneutral zu formulieren. Auch die Aktion Mensch hat sich beispielsweise im Sinne der Barrierefreiheit für diese Mischvariante aus zwei Formen gendergerechter Sprache entschieden.

Sprechen: Noch etwas ungewohnt, aber besonders inklusiv ist es, wenn eine sehr kurze betonte Pause nach „Zuschauer“ eingelegt und mit „innen“ fortgefahren wird. Diese Version schließt alle Geschlechter mit ein und macht Diversität sprachlich sichtbar. Ansonsten kann auch hier die neutrale oder die binäre Form benutzt werden, beispielsweise Zuschauende oder Zuschauerinnen und Zuschauer.

Pfeil Tipps

1. Begrenzte Zeichenzahlen bei Wahl der Genderform auf Social Media berücksichtigen 

Bei allen Formaten, insbesondere im Social Media Bereich, die mit eng limitierten Zeichenzahlen auskommen müssen, sollte nach der günstigsten Art (genderneutral oder Genderstern) verfahren werden, um Inhalte und Zeichenzahl miteinander zu verbinden.

2. Einfaches Gendern in einem Wort reicht!

Nicht doppelt gendern bei zusammengesetzten Begriffen. Darauf achten, dass in einem Wort der Lesbarkeit halber nicht mehr als ein Stern (*) benutzt wird. Beispielsweise bei dem Wort Kapitänsanwärter ist es einfacher, Kapitänsanwärter*innen zu schreiben als Kapitän*innenanwärter*innen.  

3. Richtig zitieren 

Bei Zitaten, Organisationsnamen, Veranstaltungsnamen usw., deren Urheber*innenschaft bei Dritten liegt, wird nichts verändert. Die Fremdurheber*innenschaft wird nach üblichen Regeln kenntlich gemacht, also als Zitat mit Anführungszeichen, Organisationsnamen ohne Anführungszeichen etc. 

4. Gendersensible Ansprache verwenden (in Briefen/E-Mails/Vorträgen o. ä.)

Werden mehrere Menschen gleichzeitig angeschrieben oder angesprochen, empfiehlt es sich, diese gendersensibel nach ihrer gemeinsamen Identität zu adressieren, z. B. als “Liebe Mitglieder”, “Liebe (Vereinsname-)Fans”, ”Liebe Boruss*innen”, “Liebe Teilnehmer*innen”, “Liebes Kollegium”. Auf eine geschlechtsspezifische Ansprache (z. B. Sehr geehrte Damen und Herren) kann so verzichtet werden. Die gendersensible Anrede von unbekannten Einzelpersonen in offiziellen Schreiben kann durch eine Kombination aus höflicher Anredeform und dem Vor- und Nachnamen erreicht werden (z. B. Hallo / Guten Tag/Liebe*r Leo Mustermann).

5. Gendersensible Alternativen zu „typisch männlichen“ Formulierungen nutzen

Im Fußball beziehen sich viele Begriffe, sprachlich nur auf Männer oder Jungen. Dabei gibt es viele gute Alternativen ohne geschlechtliche Zuschreibungen:

rote KarteBalljunge  rote KarteBallkinder
rote KarteMitarbeiter/Kollegen   rote KarteMitarbeitende/das Kollegium 
rote KarteGewinnerrote KarteSiegreiches Team/Gewinnende
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