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Geschlecht & sexuelle Orientierung

„Nehmt eure Eier in die Hand – don’t be Muschis”

„Wir waren in beiden Spielen keine richtigen Männer”

„Frauen haben auf dem Fußballplatz nichts zu suchen”

„Frauen mit Kurven, aber Kurven ohne Frauen”

„Der spielt wie ‘ne Transe!”

„Schiri, du schwule Sau!”

„Du Hurensohn!“

„Die scheiß Lesben“

Quellen: Zitate aus diversen Fußballstadien und Vereinen

Pfeil Warum wir darüber sprechen?

Diskriminierungen auf Basis von Geschlecht und sexueller Orientierung sind immer von der Logik geprägt, dass es nur zwei Geschlechter gibt – Männer und Frauen – die sich gegenseitig sexuell begehren und in der Männer mehr Macht haben. Menschen, die von dieser männlichen, zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Norm abweichen (Begriffe siehe Glossar) waren deshalb oft durch Verbote diskriminiert. Beispiele hierfür gibt es viele, auch im Fußball. So verbot der DFB beispielsweise von 1955 bis 1970, Frauen in Vereins- und Verbandsstrukturen aufzunehmen. Homosexualität stand bis in die 1990er Jahre unter Strafe.

Auch wenn sich in den letzten 50 Jahren vieles im Fußball und gesamtgesellschaftlich zum Positiven verändert hat, ist es immer noch ein langer Weg zur tatsächlichen Gleichberechtigung. Bis zu 18 % Lohnunterschied gibt es zum Beispiel insgesamt zwischen Männern und Frauen und fast alle Frauen haben in ihrem Leben schon einmal Benachteiligung, Belästigung oder Übergriffe aufgrund ihres Geschlechts erfahren.

Mit der Gleichberechtigung von LSBTIQA – von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender, Intergeschlechtlichen, queeren und asexuellen Personen hakt es ebenfalls noch immer – auch im Fußball: Das Bild des Fußballs als heterosexueller Männersport ist bis heute in vielen Köpfen verankert. Dabei sind Schätzungen zufolge etwa 7,4 % der Menschen in unserer Gesellschaft homo- oder bisexuell und es wird geschätzt, dass circa 2 % sich weder als Männer oder Frauen identifizieren, trans- oder intergeschlechtlich sind.

PfeilHäufigste Diskriminierungsformen

Sexismus

Sexismus ist ein Oberbegriff für eine breite Palette von Diskriminierungsformen auf Basis des Geschlechts.

Dazu zählen z. B. (strukturelle) Ausschlüsse, wie nicht in Vereinsstrukturen oder Fangruppen aufgenommen zu werden sowie keinen Zugang zu Leitungspositionen zu bekommen. Außerdem Beleidigungen oder das Sexualisieren von Personen – also eine Person auf ihren Körper zu reduzieren oder sie als sexuell verfügbar darzustellen. Daneben gibt es auch starre Rollenbilder und sexuelle Belästigung oder Gewalt. Die Grundlage von Sexismus ist die Einteilung von Menschen in binäre, also zwei gegensätzliche Geschlechterrollen und damit zusammenhängende Stereotype. Damit einher geht die gesellschaftliche Höherbewertung von Männlichkeit und viele Eigenschaften, die dieser zugeschrieben werden. Zum großen Teil sind Personen, die als weiblich bzw. nicht männlich wahrgenommen werden, von Sexismus betroffen.

Homofeindlichkeit

Unter Homosexualität werden Zuneigung und Sexualität von Männern gegenüber Männern sowie von Frauen gegenüber Frauen verstanden. Homofeindlichkeit bezeichnet alle Handlungen mit denen homosexuelle oder bisexuelle Menschen abgelehnt, herabgewürdigt oder verunglimpft werden.

Etablierter ist der Begriff der Homophobie. Eine Phobie ist per Definition eine Angststörung, die man in der Regel nicht kontrollieren kann. Viele Menschen empfinden allerdings keine Angst, sondern Ablehnung, Unsicherheit, Feindseligkeit oder sogar Ekel, wenn sie mit Homosexualität konfrontiert werden. Deswegen plädieren wir für den Begriff Homo(sexuellen)feindlichkeit.

Transfeindlichkeit

Bezeichnet die ablehnende oder aggressive Haltung gegenüber transgeschlechtlichen Personen. Transgeschlechtlich sind Personen, die sich nicht – oder nicht nur – mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.

Eine transfeindliche Einstellung kann mit Vorurteilen verbunden sein, die zu gesellschaftlicher Diskriminierung führen und drückt sich auch durch das Infragestellen oder Aberkennen der Geschlechtsidentität der betroffenen Personen aus. Ähnlich wie bei Homophobie wird das Wort Transphobie von der queeren Community weitgehend abgelehnt, weil Phobien Angststörungen sind.

LSBTIQA-Feindlichkeit

Bezeichnet die ablehnende oder aggressive Haltung gegenüber LSBTIQA-Personen.

Hiermit ist neben der bereits erwähnten Homo- und Transfeindlichkeit auch eine Ablehnung gegenüber intersexuellen, nicht-binären, queeren und asexuellen Menschen (siehe Glossar) gemeint. Die LSBTIQA-Aufzählung schließt so weitere, wenn auch niemals alle, Identitäten geschlechtlicher und sexueller Vielfalt mit ein.
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